Musik weckt Emotionen
Ein Leben ohne Musik ist für uns nicht vorstellbar. Wir hören Musik im Radio und im TV, gehen auf Konzerte und in Clubs und joggen mit unseren Lieblingshits im Ohr. Musik stimuliert unter anderem das Gedächtnis, die Atemfrequenz, die Muskeln und den Herzschlag. Auf diese Weise schafft es die Musik wie kein anderes Mittel, tiefe Emotionen wachzurütteln, egal ob wir vor Freude mitsingen oder vor Traurigkeit zu weinen beginnen.
Allerdings ist jeder Mensch spezifisch, was seine Lieblingsmusik betrifft. In diesem Sinn ist Musik vergleichbar mit einem Schuh – wenn sie zu uns passt und wir uns damit wohl fühlen, bringt sie uns an ungeahnte Orte. Wenn sie bei uns jedoch keinen Anklang findet, kommen wir damit nicht weit. Während der eine bei Soul und Reggae schwelgen kann, findet ein anderer Gefallen an Techno Beats, ein dritter entspannt sich nur bei harten Metal-Klängen. Dies zeigt deutlich, dass Musik nicht nur eines der vielseitigsten Felder überhaupt ist, sondern erstaunlich viele Effekte auf unseren Körper und unseren Geist hat.
Tatsächlich kann Musik sogar unser Gedächtnis trainieren und unser Hormonsystem beeinflussen. Manche Schüler und Eltern können dem Musikunterricht an Schulen zwar nichts abgewinnen, aber selbst musikalisch eher Unbegabte reagieren nicht weniger intensiv auf Musik als musikalische Schüler. Demnach fördert eine gute Musikerziehung das Gedächtnis und die Leistung der Schüler merklich. Auch als Erwachsener kennen wir diese Entwicklung. Oft reicht eine kurze Pause aus, in der wir vollkommen locker und glücklich unser Lieblingslied mitsingen, um uns danach wieder frisch und leistungsfähig zu fühlen.
Die Wirkung der Musik auf unsere Emotionen und demnach auch auf unsere Haltung und unsere Organe ist so gravierend, dass wir sie sogar bewusst nutzen können, um uns in alle möglichen gewünschten emotionalen Zustände zu bringen. Genauso funktioniert heute die Meditation. Durch ruhige Klänge und Naturgeräusche werden gestresste Menschen entspannt, also aus einer körperlichen und geistigen Spannung geholt, die durch Stress hervorgerufen wird. Im umgekehrten Sinne lösen bestimmte Klänge und Lieder unbewusste Emotionen aus, die durch gute und schlechte Erinnerungen in unserem Unterbewusstsein erhalten geblieben sind. Beispielsweise lässt uns ein besonderes Lied an einen schönen Sommerabend vor fünf Jahren erinnern, ein anderes Lied hingegen an den Trennungsschmerz des letzten Partners. Auf diese Weise hat jeder Mensch ein subjektives Repertoire an Liedern und Tönen, die ihm unterschiedlichste Emotionen entlocken können.
Eines der erstaunlichsten Themen der Musik ist an dieser Stelle das Musizieren, also selbst Musik machen. Ob mit Instrumenten oder Gesang, der Mensch ist das einzige Lebewesen, das auf solch vielfältige Art und Weise Musik produzieren und reproduzieren kann. Diese Fähigkeit bietet dem Musizierenden die Chance, seine Emotionen bewusst selbst zu lenken, abhängig davon, welche Art Musik er hervorbringt. Allein der Unterschied von Liedern, die einmal in Dur und einmal in Moll gespielt werden, zeigt, dass der Klang eines Liedes die Grundstimmung und somit unsere Emotionen aktiv bestimmen kann. In diesem Sinne gibt es in der Musikwissenschaft für die Zukunft noch viel zu erforschen.